Glaubt an mich!
Meine Heldentaten sind wirklich, die Windmühlen sind Riesen, die Schafherden sind Heere, die Gasthäuser sind Schlösser, und es gibt keine schönere Jungfrau auf der Welt als die Kaiserin der Mancha, die unvergleichliche Dulcinea von Toboso.
Glaubt an mich!
Ein Buch, das nicht nur das Ende des wahren Heldentums, der Welt voller phantastischer Träume und Gefahren beschreibt, sondern, so Carlos Fuentes, das erste Werk der modernen Literatur ist, denn es macht - mit Ironie und intellektueller Distanz - sich selbst zum Thema seiner bunten Abenteuer.
Er kämpft gegen Windmühlen, Dämonen und Zauberer. Er beschützt die Witwen und Waisen, ehrt die Frauen, befreit Gefangene und strebt nach seinem großen Ideal – der unvergleichlichen Dulcinea von Toboso. Don Quijote, der letzte Ritter, bewegt seit 400 Jahren die Herzen der Menschen. Im Sommer 2004 hat dieser Held eine würdige Stätte für seine Heldentaten gefunden. Bei den Rittner Sommerspielen ist er auf verwandtem Grund zu Hause – der Kommende des Deutschen Ritterordens.
Aber was wird ihm hier begegnen? Wir versprechen – es wird ein ungewöhnliches Theaterspektakel, das Sie heuer erwartet. Unser Don Quijote und sein treuer Weggeselle Sancho Pansa werden auf ihrer abenteuerlichen Reise einiges Ungewohnte erleben; da könnte es sein, dass durchgestylte Mountainbiker und Jedi-Ritter auf sie lauern oder spanische Kurtisanen heutigen Berufskolleginnen nicht unähnlich sind... Natürlich gibt es jede Menge Action, Spass, Zauber, Musik, Gesang - und iberische Köstlichkeiten für den Gaumen. Schließlich ist ja Spanien auf dem Ritten zu Gast. – Kurz: Weltliteratur für alle Sinne.
Und im Zentrum stehen Alfons Noventa als Don Quijote und Josef Maria Lanz als Sancho Pansa – umgeben von 20 Spielern, die insgesamt an die 60 Rollen verkörpern.
In einer neuen Textfassung von Christian Martin Fuchs für die Rittner Sommerspiele, inszeniert von Claus Tröger. Ein Spektakel für die ganze Familie – mit dem großen Roman „Don Quijote“ von Miguel de Cervantes (1547 – 1616) als Basis.
Warum dieses Projekt?
Don Quijote, der Ritter von der traurigen Gestalt, ist nicht so sehr der Narr, als welcher Menschen ihn darstellen, die das Buch nicht kennen. Er ist einer, der sich von einer traurigen, geheimnislosen und kalten Welt abwendet und beschließt, der Wirklichkeit seiner Romane und Träume zu folgen. So findet er im Alltäglichen das Wunderbare, in der Magd die Herzenskönigin, im Kehricht den Schatz. Er ist nicht nur der Abenteurer, sondern vor allem der letzte Kämpfer für rittlerliche Tugenden: Ich bin der tapfere Don Quijote de la Mancha, der Unrecht und Kränkung wiedergutmacht ... Es ist meine Aufgabe, Unrecht zu bestrafen und den Bedürftigen zu Hilfe zu eilen.
Wäre die Welt nicht eine weitaus spannendere, gäbe es mehr "Narren" wie diesen?
1605 kam dieser Held zur Welt, im gleichen Jahr wie Macbeth und König Lear, während in Florenz Galileo Galilei mit seiner Erforschung der Jupitermonde und der Sonnenflecken dem geozentrischen Weltbild und damit dem geistigen Mittelalter endgültig den Garaus machte, die Mathematisierung der Welt einführte.
Die Zeit der Riesen und der Herzensköniginnen, der verwunschenen Schlösser und der gutherzigen Narren war damit vorbei. Nur auf der Bühne haben sie noch ihr Refugium.
Dafür regieren die "Windmühlen", die Riesen der moderne Industriegesellschaft, wahre Monster, Maschinen, erbarmungslos und mächtig. In der Mancha Sinnbild der Großgrundbesitzer, die keine ritterlichen Tugenden (Frömmigkeit, Mut, Barmherzigkeit) mehr kannten und nur noch dem Profit frönten. Hat Don Quijote nicht recht, wenn er ihnen den Kampf ansagt? Ein "Don Quijote" entführt die Menschen heute in eine andere Welt, bietet Theater des Staunens und der Abenteuer, der großen Gefühle und ein Spektakel für die Sinne.
Ein ideales Sujet für den Hof der Kommende, für ein Raumtheater, das die Brücke schlägt vom Mittelalter zur Gegenwart.
(Christian Martin Fuchs)