Eine Rentnerin, Eigentümerin eines bescheidenen Häuschens, weigert sich, geringfügige Gemeindesteuern zu zahlen. Sie beschuldigt die Bürokratie des Diebstahls an ihrem unter großen Entbehrungen eigenhändig erbauten Eigentum, da dem im Krieg vermissten und nicht wiedergekehrten Mann und den beiden Söhnen Hausanteile zugesprochen wurden. Auf dem Weg der Steuerverweigerung versucht sie sich zurückzunehmen, was sie als ihren alleinigen Besitz betrachtet.
Der älteste Sohn erwirbt das aufgrund der ausbleibenden Zahlungen zur Versteigerung freigegebene Haus mit unlauteren Mitteln und lässt die verhasste Mutter mittels Exekutive rücksichtslos von ihrem Besitz entfernen. Der jüngere Sohn stellt der Mutter sein Auto zur Verfügung, in dem sie zu jeder Jahreszeit ausharrt. Mit einem 199-tägigen Hungerstreik kämpft sie gegen die Ungerechtigkeit der Zwangsversteigerung. Es beginnt ein sozialer, physischer und psychischer Abstieg, der den alle Möglichkeiten des Protests ausschöpfenden, für neofaschistisches Gedankengut empfänglichen, jüngeren Sohn mit sich zieht.
In einer Silvesternacht verhallt der den Schmerz eines ganzen Lebens bündelnde Schrei der alten Frau.
Regie: Claus Tröger
Felix Mitterer, der weltweit meistgespielte österreichische Gegenwartsdramatiker, hat dieses Stück eigentlich Julia Gschnitzer auf den Leib geschrieben.
Die Uraufführung fand 1998 in Linz statt, aber die Aufführungsserien mit Julia Gschnitzer – im Salzburger Landestheater und in Telfs – mussten aus rechtlichen Gründen abgesagt werden, denn dieses Stück bot und bietet noch immer einigen persönlichen und politischen Zündstoff. Denn es ist aus dem Leben gegriffen.
Und Julia Gschnitzer hatte seitdem auf eine Gelegenheit gewartet, "ihren" Text endlich zu verkörpern. 2005 war es endlich so weit. Die Rittner Sommerspiele, ihr nicht nur durch die erfolgreiche Aufführung von Schönherrs "Frau Suitner" immer schon verbunden, präsentierten mit der Erstaufführung ein wichtiges Stück österreichischer Theaterliteratur.
Ein echter Mitterer, hochemotionell, engagiert, packend, zum Lachen und zum Weinen zugleich, ein Familiendrama und gleichzeitig eine Allegorie auf eine durch Egoismus und Entsolidarisierung gezeichnete Gesellschaft.
Regisseur Claus Tröger hatte kurz zuvor mit Julia Gschnitzer "Die Beauty Queen von Leenaane" inszeniert, den Dramaturgen Christian Martin Fuchs verbindet mit Julia Gschnitzer eine bereits 20-jährige Theaterarbeit, ebenso mit Felix Mitterer.
Die Rittner Sommerspiele schafften mit ihrem bewährten Ensemble ein Umfeld, das diesem Stück eine authentische Atmosphäre garantiert hat.
Markus Soppelsa und Norbert Knollseisen spielten die gegensätzlichen Söhne Robert und Hermann, neben vielen Freunden aus dem Rittner Stammensemble seien Elisabeth Complojer als Manuela, Sepp Frötscher als Exekutor, Liz Marmsoler als Frau Krautschneider, Lothar Dellago als Amtsarzt und Bruno Hosp als Bürgermeister hervorgehoben.
Julia Gschnitzer die große Tiroler Schauspielerin, die den Sommerspielen seit Karl Schönherrs "Frau Suitner" 1976 verbunden ist, und Felix Mitterer.