Vor 80 Jahren betrat ein sympathischer, einfacher Mann die Welt der Bücher, dem in kurzer Zeit alle Herzen gehörten: Es war der brave Soldat Josef Schwejk, ein verschmitzter Rebell gegen Dumm- und Obrigkeit, einer, der mit dem Herzen denkt und aus dem Herzen spricht. Einer, der die Welt der Großen und Mächtigen von unten sieht und gerade deshalb die Kleinheit der Großen durchschaut.
Der Prager Autor, Jaroslav Hašek (1883 – 1923) hat die Abenteuer des verschmitzten wirtshauskundigen Hundefängers Schwejk nur zum Teil erlebt, er publizierte sie in den Jahren 1920 – 23 in Zeitschriften, mit wachsender Beliebtheit dieser populären Figur. Die Buchausgabe erschien nach seinem Tod,1926. Und bald galt Schwejk als Prager Sancho Pansa, eine Gestalt der Weltliteratur, uns allen sympathisch und gegenwärtig. Übersetzungen und Verfilmungen folgten (u.a. mit Heinz Rühmann, Peter Alexander, Fritz Muliar), Bertolt Brecht schrieb gar einen „Schwejk im 2. Weltkrieg“, denn der Hintergrund der Schwejkiade ist durchaus ernst: Krieg, Nationalismus und Spitzeltum, Unmenschlichkeit und Borniertheit sind die Klippen, durch die das kleine Lebensboot Schwejks durchsteuern muss.
Die Produktion auf dem Ritten
Das Publikum befindet sich zum Teil in einer Art Stummfilmkino, die Szene entführt uns ins Wirtshaus, in die Strassen von Prag, in die Kaserne, in den Eisenbahnwaggon, das Schlachtfeld und wieder zurück nach Prag. Theaterspiel und E-Medien werden miteinander kombiniert. Dazu begleiten eine Kinoprinzipalin und ein Harmonikaspieler das Geschehen auf ihre Art. Gestalten treten aus dem Film ins Bild, historische Bilder und Dokumente ermöglichen eine schnelle praktikable und kostengünstige effektvolle szenische Lösung, die im Freilichttheater sicher so noch nicht da war.
Markus Soppelsa war unser Rittner Schwejk. Mit ihm das "klassische" Rittner Ensemble, für das - wie schon bei "Don Quijote" - eine lebendige Theaterfassung erarbeitet wurde.
Regie: Claus Tröger